Die Übergabe eines Unternehmens an einen Nachfolger stellt für viele betroffene Unternehmer eine große Herausforderung dar. Ob an einen Unternehmensnachfolger aus der Familie, der zweiten Reihe oder von außen – eine Geschäftsübergabe ist immer mit Emotionen verbunden. Gerade deshalb kommt es hier schnell zu Fehlern, die zu mehr Hürden führen als nötig sind. Im schlimmsten Fall sorgen die internen Unstimmigkeiten für Kunden- oder Mitarbeiterverlust oder gar einen Umsatzeinbruch.
Wir sind uns sicher, dass Sie „Ihr“ Unternehmen auch in Zukunft wachsen sehen und das Maximale aus ihm herausholen wollen. Deshalb möchten wir Ihnen näherbringen, wie Sie jemanden für die Unternehmensnachfolge finden und wie der perfekte Übergang aussieht.
Unternehmensnachfolge muss gut geplant werden - Kinga/Shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis
Die bittere Realität im Kampf um einen Nachfolger
Oft sind Finanzierungsschwierigkeiten und sich verändernde Märkte der Grund, aus dem sich die Nachfolgeplanung für kleine und mittelständische Unternehmen als schwierig erweist. Rund 80.000 Unternehmen finden jährlich keinen Nachfolger. Von den übrigen finden gerade einmal 60 Prozent einen passenden Kandidaten.
Abgesehen davon wollen viele Söhne und Töchter den Familienbetrieb nicht mehr übernehmen. Für fremde Kandidaten fehlt für die Unternehmensnachfolge oft das notwendige Eigenkapital. Wenn sich doch ein geeigneter Kandidat findet, passieren oft Fehler, die die geplante Übergabe am Ende erschweren oder vereiteln. Wie also gehen Sie eine Übergabe richtig an? Wir haben eine Checkliste für eine reibungslose Geschäftsübergabe zusammengestellt.
Checkliste für eine reibungslose Unternehmensübergabe
- Beginnen Sie die Nachfolgeplanung etwa fünf bis zehn Jahre vor dem Übergabeprozess.
- Beraten Sie sich im Entscheidungsfindungsprozess mit Ihrem Lebens- /Ehepartner.
- Sorgen Sie für ausreichende Liquidität für die Betriebsübernahme.
- Erfolgt die Übergabe intern, sprechen Sie rechtzeitig über die Motivationen Ihres Nachfolgers und seine zukünftige Rolle im Betrieb.
- Analysieren Sie die Fähigkeiten Ihres Nachfolgers genau und unterstützen sie diesen.
- Entwickeln Sie einen Ausbildungsplan mit Ausbildungszielen und -stationen, sofern Sie intern übergeben.
- Weihen Sie Führungskräfte und Mitarbeiter etwa ein Jahr vor der geplanten Firmenübergabe in Ihre Pläne ein.
Unternehmensnachfolge: Finden Sie einen geeigneten Nachfolger
Beginnen Sie mit der Planung zur Unternehmensnachfolge fünf bis zehn Jahre, bevor Sie Ihr Unternehmen übergeben möchten. Familien interne Übergaben sind erfahrungsgemäß am erfolgreichsten, wenn die nachfolgende Generation schon früh im Betrieb präsent ist. Sollten Sie innerhalb Ihrer Familie keinen Nachfolger finden, können Sie anderweitig nach einer geeigneten Person suchen. Regionale Partner wie
- die IHK
- Handwerkskammern
- Arbeitgeberverbände
unterstützen Sie gern bei der Suche.
Wenn Sie jemanden in Aussicht haben, verbringen Sie bewusst viel Zeit miteinander – auch abseits des Tagesgeschäfts. Tauschen Sie sich offen über Vergangenes, Überzeugungen und Werte aus. Beispielsweise:
- Wie ist der Betrieb zu dem geworden, was er heute ist?
- Was für Herausforderungen oder Krisen gab es?
- Wie sind die Mitarbeiter damit umgegangen?
Für Ihren Unternehmensnachfolger ist es auch wichtig, ob er sein Wissen und Können nutzen darf, wenn er notwendige Änderungen vornehmen will. Eine Übergabephase läuft nur dann erfolgreich, wenn Sie und Ihr Nachfolger an einem Strang ziehen.
Finanzielle und rechtliche Dinge, die Sie beachten müssen!
- Finanziell: Ihre private Vermögenssituation ist ein wichtiger Faktor bei der Regelung der Unternehmensnachfolge, denn diese entscheidet über die finanzielle Zukunft von Ihnen und Ihrer Familie. Die Einkünfte aus Ihrer unternehmerischen Tätigkeit fallen nach einer Übergabe regulär komplett weg. Klären Sie im Vorfeld ab, wie Sie Ihre Ausgaben künftig finanzieren möchten. Stellen Sie Ihre künftigen Ein- und Ausgaben gegenüber und ermitteln Sie etwaige Deckungslücken, die geschlossen werden müssen. Berücksichtigen Sie diese Werte bei den finanziellen Verhandlungen mit Ihrem Nachfolger.
- Rechtlich: Ihre rechtliche Situation ist von zentraler Bedeutung. Bei unvorhersehbaren Ereignissen wie einer Scheidung oder gar einem Todesfall, kann Ihr Unternehmen durch Zugewinn- und Pflichtteilsansprüche gefährdet werden. Die Regelung des Unternehmererbes spielt besonders bei der familieninternen Nachfolge eine nicht unerhebliche Rolle.
Im BGB lassen sich Angaben zum deutschen Erbrecht finden, die die Vermögensverhältnisse eines Verstorbenen regeln. Allerdings besitzt diese Regelung eine weitgehende Vertragsfreiheit, sodass es Ihnen möglich ist, verschiedene Ziele und Situationen optimal anzupassen. Durch das Aufsetzen eines Testaments können Sie erheblichen Einfluss auf den Erbvertrag einnehmen. Ist nichts geregelt, gelten die Grundregeln der gesetzlichen Erbfolge.
3 Tipps zur Firmenübergabe im Einzelhandel
1. Unterschätzen Sie niemals den Rollenwechsel.
Gerade dann, wenn Ihr eigener Nachwuchs Ihr Unternehmen übernimmt, dürfen Sie den Rollenwechsel vom Kind zum Chef nicht unterschätzen. Auch Mitarbeiter sehen den neuen Chef oft als „Junior“ an, wenn sie diesen jahrelang kennen.
Sorgen Sie gemeinsam mit Ihrem Unternehmensnachfolger dafür, dass Grenzen gezogen und Regeln eingehalten werden. Dazu gehört auch, dass die Mitarbeiter ihrem neuen Chef Respekt entgegenbringen und seine Arbeitsanweisungen konsequent befolgen.
2. Häufig ist es so, dass externe Nachfolger ihre Wünsche schnell umsetzen möchten. Das ist gut und zeugt von Ehrgeiz, sollte aber mit Vorsicht angegangen werden. Geben Sie Ihren Mitarbeitern ausreichend Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Ihr Nachfolger und Ihre Belegschaft sollten genug Zeit haben, sich zu akklimatisieren.
3. Vermeiden Sie zu hohe Erwartungen. In der Praxis sieht es häufig so aus, dass die übergebende Partei zu hohe Ansprüche hat; insbesondere was Pacht oder betriebliche Rentenzahlungen betrifft. Bringen Sie Ihren Firmennachfolger nicht in Finanzierungs- oder Existenzprobleme. Klären Sie im Vorfeld die folgenden Fragen ab:
- Welche Vorstellungen haben Sie?
- Wie hoch ist der Wert Ihrer Firma?
- Was kann Ihr Nachfolger leisten?
- Was kann auf welche Art und Weise bezahlt werden?
Fazit: Unternehmensübergabe möglichst früh planen
Die Unternehmensnachfolge zu planen ist kein leichtes Unterfangen. Sie stellt häufig eine emotional und teils auch finanziell belastende Situation für die übergebende Partei dar. Auch rechtlich gibt es einiges zu beachten. Wenn intern kein Nachfolger gefunden wird, gibt es zahlreiche Anlaufstellen, wie Arbeitgeberverbände, die Sie bei Ihrer Suche unterstützen. Geben Sie sich und Ihrem Nachfolger genug Zeit und besprechen alle wichtigen Details offen und ehrlich, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Übergabe sehr gut.